Wisst ihr an manchen Tagen komm ich aus den Gedankenspielereien irgendwie gar nicht mehr raus. Naja wahrscheinlich hatte ich irgendwie zu lange keine Welt mehr um mich herum, die mir Anlass dazu gegeben hätte. Ich meine seit ich weiß, dass ich krank bin durfte ich nicht mehr arbeiten gehen und seit ich wieder arbeiten gehen darf und zwei Mal die Woche mit dem Zug fahre, bzw. vom Bahnhof dann zu meiner Wirkungsstätte fahre fallen mir halt immer wieder Dinge auf.
Da ist zum Beispiel der ältere Mann, der morgens immer mit seinem ganzen Hab und Gut in Tüten verpackt (und glaubt mir das sind nicht sonderlich viele) in der Fußgängerzone sitzt. Heute Morgen habe ich mich gefragt wie kalt es ihm wohl heute ist, da ich heute Morgen auch schon Autoscheiben kratzen musste. Er hat meist immer die gleiche Kleidung an. Eine braune Cordhose, und dann so eine karierte Holzfällerjacke. Auf dem Kopf hat er ne Mütze, an die er zwei Federn gesteckt hat. Sein ganzer Stolz ist wohl das Indianerbuch, welches er immer dicht bei sich liegen hat. Das ist schon ziemlich zerfleddert, aber er blättert häufig darin. Vielleicht hegt er insgeheim den Wunsch so frei sein zu können wie manche Indianer und hat sich auch deshalb die Federn an die Mütze gesteckt, wer weiß?
Auf alle Fälle ist er immer freundlich. Grüßt und wünscht einen wunderbaren Tag. Aber jetzt nicht sonderlich aufdringlich, so nach dem Motto „ich hab dir jetzt nen schönen Tag gewünscht, also gib mir Geld“, sondern es scheint so, als ob es zum guten Ton für ihn gehört dies zu tun.
Ich lauf jeden Morgen an einem Coffee Shop vorbei. Wenn das noch kälter wird die Tage, und das wird es meiner Meinung nach bestimmt, werde ich ihm an den zwei Tagen die Woche wo ich bei ihm vorbei komme glaub immer wieder mal nen Kaffee mitnehmen. Mir tun die paar Cent nicht weh, aber ich denke für ihn ist die innere Wärme, die der Kaffee ihm schenkt ab und an einfach unbezahlbar.
So wie ich mich kenne wird mich früher oder später wohl eh wieder ein bisschen der Backwahn überfallen was Weihnachtskekse betrifft. Wer mich kennt weiß, dass ich jedes Jahr mich zwischen zig Sorten einfach nicht entscheiden kann und es deshalb bei mir dann immer ein wahres Weihnachtsplätzchen Paradies gibt. Die meisten verschenke ich, da ich selbst jetzt nicht unbedingt der riesen Backfreund bin. Das Backen selbst und der ganze Duft, der sich daraus ergibt ist aber einfach was wunderbares und deshalb tu ich es auch immer und immer wieder und das in rauhen Mengen :zwinker: Ich werde wohl ein paar auch dieses Jahr mit nach Ravensburg an die Duale Hochschule nehmen, da ein paar meiner Kollegen hier doch etwas Keksfanatisch sind. Und wenn ich dann welche mitnehme werde ich wohl auch dem Mann ne kleine Tüte von abpacken. Ich weiß ja nicht wann er das letzte mal selbstgemachte Weihnachtskekse hatte, aber ich denke er freut sich bestimmt drüber.
Wisst ihr, das eigentlich Faszinierende an dem Mann ist, dass er trotz allem doch immer einen sehr zufriedenen Eindruck macht. Manchmal schenkt ihm morgens wer die Zeitung, und die liest er mit so einer hohen Aufmerksamkeit, dass es den Anschein hat, dass er alles drum herum vergisst. So wie wenn jemand morgens nach dem Aufstehen am Frühstückstisch sitzt und sich erst einmal ausgiebig seinem morgendlichen Ritual hingibt, eine Tasse Kaffee trinkt und die Zeitung liest.
Selten habe ich jemanden in solch einer Situation mit so einem relativ zufriedenen Ausdruck gesehen. Ich bin gespannt wie sehr sich dieser Ausdruck ändert mit der anstehenden Kälte und in wie weit ab und an eine kleine Aufmerksamkeit diese Zufriedenheit zurückbringen kann.
Ich weiß für mich, dass ich definitiv ein bisschen Zufriedenheit damit bekommen werde. Weil ich persönlich es immer schön finde wenn man anderen mit kleinen Gesten, die einem selbst nicht wirklich weh tun eine Freude machen kann.
Wann habt ihr sowas zuletzt getan!?
Liebe Grüße
– Michaela
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