Ich hatte mir ja eigentlich schon für letzte Woche das Projekt „Ich fahre mit Beau mit dem dem Stadtbus in die Stadt“ vorgenommen. Doch irgendwie war mir nach meiner Untermieter Untersuchung und bei strömendem Regen nicht so wirklich danach. Doch nun sollte es endlich so weit sein! Da ich in keine Schüler oder Feierabend Rush Hour reingeraten wollte hab ich mir den Stadtbus um 13:38 Uhr auserkoren. Bushaltestelle ist nicht einmal eine Minute von meiner Haustür hier entfernt, also kann ich mit Beau dort hin spazieren. Gesagt getan.
Und während wir so an der Bushaltestelle stehen rufe ich mir die Tipps von unserer Hundetrainerin S. noch einmal ins Gedächtnis. „Also Du stellst Dich hin, (…), Du stehst auf der Leine oder Beau hat ein „Sitz“-Kommando und der Bus kommt.“ – Na das mach ich dann doch auch mal. (CHECK) Nun ja es dauert noch 5 Minuten bis der Bus kommt, aber Beau ist gelassen ruhig. Mal schnuppert er, mal sitzt er, mal liegt er im Platz. Aber alles wirklich echt supi dupi. Ich seh den Bus heran rauschen (also manchmal fahren die hier echt wie die letzten Henker! Und das auch noch bei uns in der 30er Zone), sage zu Beau „Sitz“, er setzt sich vor mich hin und himmelt mich an. Der Bus fährt heran, und meinem wehrten kleinen Mann geht das alles gelinde gesagt am Popo vorbei. Kein Zucken, kein Erschrecken, nix. Nada, null, niente. “ Ich würde an Deiner Stelle mich erst mal an die Bushaltestelle stellen und NICHT Busfahren. Ihr steht da, der Bus fährt wieder weg, Ihr steht da immer noch. Wenn Du da merkst, dass er entspannt-ínteressiert ist, dann kannst Du beim nächsten Mal, wenn Ihr da steht und der Bus kommt, ihn hochnehmen und einsteigen.“ Hmmm denk ich mir. Wenn Beau schon so gelassen ist und ihm der Bus rein gar nichts ausmacht können wir auch gleich mal zu Schritt zwei übergehen. Ich nehme ihn also hoch auf den Arm (meine Güte hat der denn schon wieder an Gewicht zugelegt?) und steige ein (CHECK).
Ich lege das Fahrgeld passend hin und der Busfahrer mustert mich mit meinem schwarzen Fellknäul auf dem Arm eindringlichst! „Was wird das denn wenn der mal groß ist?“ wirbelt er mir ein bisschen schnippisch ins Gesicht. „Ein Hund“ liegt mir als Antwort auf der Zunge, aber nein ich will hier ja mal nichts provozieren und sage „Ein Labrador“. Er schnippt gleich weiter „Sie wissen ja schon dass der eigentlich ein Maulkorb im Bus tragen muss“ Bitte?! Ja ich weiß, da mein Dad auch Busfahrer ist, dass die Busfahrer das bei ausgewachsenen Hunden, wenn die recht unruhig, aufmüpfig und bissig erscheinen, verlangen können. Aber Hallo!? Beau schenkt dem Busfahrer gerade den herzerweichendsten Blick den er drauf hat und der Typ hält ihn für eine Kampfbestie? – Hallo Vorurteile gegenüber schwarzen Hunde. Da seid ihr ja wieder. Hab Euch seit Rambos Dahinscheiden echt vermisst! *grmpf*. Ich antworte also: „Ja das weiß ich, aber der junge Mann fährt hier gerade zum ersten Mal Bus und ich weiß noch nicht einmal ob ihm das Ganze, also auch die Atmosphäre hier gefällt. Sollte er Busfahren totaaaaal toll finden und vor lauter Freude in die Sitze und die Menschen beißen wollen, werde ich natürlich noch einen Maulkorb besorgen. Aber genau das will ich eben jetzt erst einmal testen!“ Der Busfahrer lässt mir mein Ticket raus und schickt dann gleich noch hinterher: „Aber der darf auf keinen Sitz sitzen (ach ne, wer hätte das gedacht!) und wenn er kotzt reinigen sie mir meinen Bus!“ – Das wird ja immer noch doller denk ich mir, verkneif mir jeglichen Kommentar und laufe mit Beau auf dem Arm nach hinten durch.
Der Bus rollt los, Beau findet das Sitzen auf meinem Schoß etwas eng und so setze ich ihn auf den Boden. Findet er bei weitem entspannter (sowieso wenn er so alle 2 Minuten ein Leckerchen fürs Lieb sein bekommt). Die meiste Zeit sitzt er. Wenn er den Fahrstil des Busfahrers nicht ausgeglichen bekommt legt er sich ins Platz und bruddelt vor sich hin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das heißen soll, dass der Fahrer ja mal so gar kein schönen Fahrstil hat. Nach ca. 4 Minuten fahrt höre ich aus dem Nachbarsitz gegenüber einen Aufschrei. Sowohl der Hund als auch ich schrecken leicht hoch und schauen nach rechts. Die türkische Teenagerin, die wohl gemerkt mit ihrer Freundin an der selben Bushaltestelle wie wir eingestiegen ist, zieht ihre Beine an und sitzt nun in der Hocke auf ihrem Sitz. Aha denk ich mir. Was geht denn jetzt ab? Ist da ne Spinne oder was? Ich höre dann nur, wie sie zu ihrer Freundin sagt:“Aaaaah da ist ein Hund“ Scheinbar hat die junge Dame panische Angst vor Hunden. Ihre Freundin scheint ihr dann auf türkisch zu erklären ob sie eigentlich doof sei und dass der Hund schon an derselben Bushaltestelle gewesen wäre etc. Der Teenagerin ist Beaus Anwesenheit sichtlich unwohl. Und der sitzt aber völlig tiefen entspannt bei mir. Verrückte Welt denke ich nur so. Nach 10 Minuten kommen wir unten in der Stadt an. Beim Aussteigen aus dem Bus nehme ich Beau wieder auf den Arm. So viele Leute die da rauswollen, da tritt bestimmt noch irgendwer auf ihn, oder schubst ihn oder sonstiges und das muss ja nicht sein. Wir steigen im selben Moment aus wie die türkische Teenagerin. Beau chillt auf meinem Arm und ist jetzt genau auf Kopfhöhe des Mädchens. Paaaanik! Sie will schnellst möglichst aus dem Bus, der Bestie entfliehen. Nun ja – ich will sie nicht zu ihrem Glück zwingen einen tollen Hund zu streicheln und mache ihr breitwillig Platz.
Draußen setze ich Beau ab und wir laufen erst einmal Richtung Prinzen Park und machen zur Belohnung einen ausgiebigen Spaziergang, so wie S. es in ihrer Mail vorgeschlagen hatte (CHECK) Beau kann so wieder etwas entspannen (Bus fahren ist schon aufregend irgendwie). Wir setzen uns noch eine Weile in die Wiese, bevor wir wieder zurück Richtung Bushaltestelle gehen um mit dem nächsten Bus nach Hause zu fahren. Dort angekommen setze ich mich auf die Bank stehe bei Beau auf die Leine, damit er nicht groß in der Gegend herumspazieren kann und wir müssen noch 14 Minuten auf den Bus warten. Die Bushaltestelle liegt direkt an der Straße beim Bahnübergang. Außerdem hat es direkt dahinter eine Art Einkaufspassage und so ist dort ordentlich was los. Beau bleibt wunderbar ruhig! Ich bin so stolz auf meinen kleinen Mann. Er setzt sich hin, schaut auf die Straße und beobachtet das bunte Treiben sehr entspannt. Die direkt an ihm vorbeilaufenden Menschen schaut er sich an, steht aber nicht auf um hinzulaufen oder sonstiges. Herrrrrlich denke ich mir. So muss das sein! (CHECK)
Eine Frau mit Zigarette in der Hand und leicht ungepflegtem Eindruck setzt sich neben uns. Sie will mit der Hand in der Sie auch noch die Zigarette hält Beau auf den Kopf tätscheln. Ich bitte sie freundlichst das zu lassen, was die dann auch ohne größere Diskussion tut. Stattdessen versucht sie ein Gespräch anzufangen: „Was ist das denn für ein Mischling? Sieht auch nach ner Promenadenmischung aus“ sagt sie zu mir. Waaasss? Mischling? Promenadenmischung? Jaaaaa genau!! Und sie wurden dieses Jahr zur Miss Germany gekürt oder? – schießt es mir durch den Kopf. Aber nein, ich habe heute ja meinen netten Tag und sage „Es ist ein reinrassiger Labrador“. „Das wusste ich“ gibt sie mir als Antwort. „Der ist aber noch jung. Der wird noch wachsen und groß werden! Ich hatte auch mal einen Labrador!“ Aha – sie hatte auch mal einen Labrador und weiß dann nicht dass vor ihr einer sitzt in Welpenausgabe.Wer’s glaubt! „Aber den habe ich weggegeben“ fährt sie mit ihrem Monolog fort „der hat nur gezogen beim Laufen. Den konnte ich nicht halten. Der war zu groß und stark und das ging überhaupt nicht! Passen sie ja auf, wenn der hier groß ist wird es ihnen genau so ergehen“ – Oha – ich sitze hier wohl neben einer Wahrsagerin, die mir gerade meine Zukunft mit Beau voraussagt. Ich habe keine Lust das Gespräch mit ihr weiter anzuhören und sage nur „Nein wird es nicht. Wissen sie mein Hund geht nämlich in eine Welpenschule wo er vorzüglichst in solchen Dingen unterrichtet wird und er zieht jetzt nicht mal mehr an der Leine und das mit 13 Wochen“. Ich stehe mit Beau auf und wir laufen davon. Als ob Beau das Gespräch genauestens verstanden hätte läuft er parademäßigst Leinenführig neben mir her (und ich habe nicht einmal ein Leckerchen in der Hand wie sonst immer) und wackelt wie ein kleines Model mit seinem Popöchen neben mir davon. Ich bin so stolz auf meinen Kleinen! Sorry, aber ich kann mir wirklich das Schmunzeln nicht verkneifen. Um die Ecke rum, bleiben wir stehen und warten bis die gute Dame in den Bus steigt. Puuuh endlich weg. Wir gehen zur Bank zurück und setzen uns wieder. Ich auf die Bank, Beau davor.
Es dauert keine zwei Minuten bis ein älterer Herr sich neben mich setzt und auch prompt ein Gespräch anfängt. „Einen schönen Schäferhund haben sie da. Der ist noch ganz jung hab ich recht?“ Ääähmmm Hallo? Schäferhund? Wo bitte sieht Beau denn aus wie ein Schäferhund? Ich antworte dem Mann „Mit dem Jung sein haben sie recht, aber das ist ein Labrador und kein Schäferhund“. Der alte Mann geht nicht weiter auf die Richtigstellung der Rasse ein und erzählt mir, dass er früher auch mal einen Schäferhund gehabt hätte. „Den habe ich damals mit vier Monaten in Laiz bei Herrn XY geholt. Ich hatte damals noch kein Auto und musste ihn in einem Kartoffelsack über den Rücken geschultert bis zu mir nach Hause tragen. Und das waren ganze 10km!“ Ich weiß nicht ob er jetzt irgendwie eine Bemitleidung über den weiten Weg, den er zu laufen hatte von mir erwartet. Seinem Blick nach zu urteilen aber wohl schon. Ich gehe nicht weiter auf seine Aussage ein und hoffe einfach nur, dass der Bus bald kommt. Beau sitzt die ganze Zeit wirklich souverän gelassen da und beobachtet die vorbeifahrenden Autos, etc. Der alte Mann sagt zu mir, dass ich den Hund wohl schon sehr gut erzogen hätte, so brav wie er da sitzen würde und ob ich in der Hundeschule wäre, die ab und an auch in der Fußgängerzone zu sehen wäre. Da es in Sigmaringen nicht nur eine Hundeschule gibt, S.’s Hundeschule aber die einzige ist, die ich selbst immer mal wieder in der Stadt gesehen habe, bejahe ich seine Frage. Von links sehe ich einen weiteren alten Mann mit einem Hund heran rauschen. Beau wird schon sichtlich unruhig und vermittelt auch direkt seine Lust, dass er mit dem kleinen Kollegen (wohlgemerkt klein und nicht jung) gerne spielen würde. Da Beau aber sofort und prompt aufstehen und hinlaufen will, unterbinde ich das, halte ihn an seinem Brustgeschirr und sage ein bestimmendes „Sitz“ Nicht Beau soll entscheiden wann und mit wem er spielen darf, sondern ich und dazu gehört dann auch mal dass er nicht einfach zu alles und jedem hinrennt, sondern wenn dann nur auf mein Kommando. Der ältere Hundebesitzer steuert zielstrebig mit seinem Hund auf uns zu und sagt dann richtig altklug zu mir „sie müssen ihren Hund laufen lassen! Sie können ihn doch nicht so zurückhalten!“ Also auf solche Belehrungen hab ich jetzt ja mal gar keine Lust und deshalb kommt meine Antwort auch prompt und unverblümt „wenn ihr Hund das braucht, dann ist das ihre Sache, mein Hund hat auf mich zu hören und er muss lernen, dass er nicht einfach zu jedem Hund hinlaufen kann!“ Die Antwort des Mannes ist dann der Oberknaller „Sie haben gar keine Ahnung von Hunden. Hunde muss man immer aufeinander zulaufen und sich beschnuppern lassen. Sie schränken ihren Hund ja völlig ein!“ Gott sei Dank kommt der Bus und ich nehme Beau auf den Arm und steige ein. Kein Ahnung was ich dem Mann sonst noch als Antwort an den Kopf geknallt hätte.
So unfreundlich der erste Busfahrer war, so freundlich scheint der jetzige zu sein. Ich lege ihm das Geld hin und er interessiert sich erst einmal nur für Beau „Na sie haben aber einen tollen Hund!“ sagt er zu mir während er Beau hinterm Öhrchen krault, was der sichtlich super findet. „Danke“ sage ich „wir üben gerade das Busfahren und schauen wie das dem kleinen Mann gefällt“ Der Busfahrer sagt darauf hin zu Beau gewandt „Och du, Busfahren ist toll. Das macht viel Spaß und da brauchste keine Angst zu haben“. Der Fahrer gibt mir nebenbei noch mein Rückgeld und freut sich über den Wangenschmatzer, den Beau ihm spontan aufdrückt. Hach schön, dass es auch noch hundefreundliche Fahrer gibt!
Beau und ich setzen uns hin (Beau bevorzugt es dieses mal auf meinem Schoß Platz zu machen) und los geht die Fahrt. Die Minuten bis zu unserer Bushaltestelle vergehen schnell und so können wir auch schon wieder aussteigen. Beau und ich laufen entspannt nach Hause. Der junge Mann muss erst einmal einen großen Schluck trinken und dann verabschiedet er sich auch schon in sein Hundebett und schläft postwendend ein.
Ich sitze hier am Laptop und muss gerade erst mal wieder mit meinem Kopfschütteln. Alles in allem waren Beau und ich eine Stunde unterwegs. Aber was in der einen Stunde alles los war ist echt unglaublich… Gott sei Dank müssen wir nicht jeden Tag so einen Abenteuertrip machen. Das wäre glaube ich nichts für uns :zwinker:
Wir werden sehen wann und was für ein Abenteuer als nächstes auf uns wartet! Bis dahin – stay continued…
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