aktuelle Geschichten einer morgendlichen Hunderunde….

Beau und ich drehen für gewöhnlich nach dem Aufstehen erst einmal eine kleine Hunderunde bei uns hier um den Block. Die frische Luft macht wach und der Spaziergang schafft Platz fürs Frühstück im Magen (was jetzt den Hund angeht :zwinker: ) Ich persönlich bin kein Morgenmuffel und habe auch keine Probleme mit dem Aufstehen. Aber zu meiner eigenen Sicherheit hülle ich mich morgens eigentlich bei so Morgenrunden immer in Schweigen, da man nie so wirklich weiß, was für Leute auf einen Treffen.

Beau und ich tippeln also los. Mein junger Mann ist ausgeschlafen und fit und will doch auch schon mal gleich, anstatt schön an der Leine zu laufen einen auf Morgenclown machen und schmeißt sich erst einmal in die Leine beißend auf den kalten Teer in der Hoffnung dass ich, gnädiges Frauchen, mich zu ihm herunterbücke um ihm den Bauch zu kraulen. Sorry mein Hund, aber das machen wir jetzt nicht. Denn falls du es noch nicht gemerkt hast – es hat geschlagene drei Grad momentan und das lädt mich jetzt noch nicht gerade sonderlich dazu ein stundenlang spielend draußen zu verweilen. Außerdem müssen erst einmal die Hundgeschäftchen erledigt werden – erst die Arbeit, dann das Vergnügen….

Ich ziehe Beau also relativ schnell den Zahn, dass jetzt nicht Spielzeit ist und er tippelt trotz allem freudestrahlend neben mir her weiter. Gute Laune beim Hund heute – das ist gut! Das werde ich heute gleich mal noch ausnutzen um mal wieder was neues zu versuchen, oder um noch ein paar Dinge zu wiederholen und somit zu festigen (Nein, eine weiter Busfahrt schließe ich für heute aus. Dazu hab ich gerade irgendwie nun echt keinen Nerv). Ich weiß nicht wie viele Hunde bei uns in der Gegend wohnen, aber scheinbar wurden wieder einige neue Hundetelegramme an diversen Pfosten, Masten etc. hinterlassen und Beau ist fleißig am Schnüffeln. Sein entspanntes „Zeitunglesen“ wird von seinem Geschäft unterbrochen (ihm ist wohl doch wieder eingefallen, weshalb wir auf der Morgenrunde sind) und davon, dass ein mittelgroßer Umzugswagen an ein Mehrfamilienhaus in der Nähe ranrauscht. So wie es aussieht ziehen mal wieder neue Leute in der Gegend ein. Aufgrund der Fachhochschule, die jetzt nicht soooo weit weg ist von unserem Wohngebiet, ist hier immer wieder ein kommen und gehen von weit entfernten Nachbarn. Bin ja mal gespannt wer oder was da einzieht….

Beau will schon hinlaufen um gleich mal Hallo zu sagen, aber das muss jetzt nun wirklich nicht sein. Zumal schon deshalb nicht, weil ich höre wie eine Frau, die dabei ist, schon anfängt sechs Oktaven höher zu singen „oooooh schau mal! Was ist das denn für ein putziger Hund. Der ist ja süüüüüß“ Also ne auf ein Hundegetatsche und Gesinge von der Dame habe ich nun wirklich so gar keine Lust. Gut dass eine Parallelstraße direkt auf unserer Höhe beginnt und so biegen Beau und ich ab.

Herrlich diese Ruhe bei der riesen Wiese, die mitten in unserem Wohngebiet liegt. Hier trifft man um die Zeit morgens eigentlich sehr selten wer. Wahrscheinlich sind die meisten schon beim Arbeiten. Wobei es auch für viele Leute bestimmt noch viel zu früh ist um mit dem Hund rauszugehen. Gerade manche Schniekes Damen mit 10 kg Schminke im Gesicht, perfekt gestylten Haaren und ihren Schoßhündchen, sind um diese Uhrzeit noch nirgendwo anzutreffen, außer wahrscheinlich in deren Bad zu Hause wo sie sich und den tierischen Begleiter erst einmal ausgehfein machen müssen.

Ich persönlich begrüße die jetzt kälter werdende Jahreszeit. Denn dort trifft man bei den Spaziergängen in den Wäldern etc. nur noch die Leute, die wirklich für ihren Hund alles tun ohne wenn und aber, Wind und Wetter egal! Und das sind auch meistens die Leute, mit denen man dann wirklich entspannt plauschen kann, wobei immer welche dabei sind, die sich selbst als Hundefachmann ernannt haben. Solche Menschen kannst du nicht umgehen in dieser Welt.

Beau und ich durchqueren also die Wiese und da sich bei meinem jungen Mann nun der Appetit deutlich ankündigt begeben wir uns so langsam wieder Richtung unser zu Hause. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Bushaltestelle vorbei, an dem sich kreischende Grundschulkinder gerade aufgeregt über neueste Sammelkarten unterhalten und genervte Mütter in ihrer Leggings und dem dünnen Jäckchen schlotternd daneben stehen. Das ist etwas, was ich auch nie verstehen werde – wieso ziehen die sich nicht einfach mal ordentlich an? Dann ist es auch nicht kalt. Die müssten mittlerweile doch schon wissen, dass die Stadtbusse bei uns hier nicht wirklich pünktlich sind und es gerade bei solchen Temperaturen wie heute morgen sich dann wie eine halbe Ewigkeit anfühlen muss. Aber nun ja – ich kann nicht jedem helfen und ihm zu seinem Glück zwingen. Ich mache aber vorsichtshalber mit Beau einen kleinen Bogen um die Bushaltestelle. Kreischende Kinder, die von allen Seiten an den Hund heranrennen und ihn betatschen etc. brauche ich heute morgen auch noch nicht.

Beau scheinbar auch nicht, denn er läuft schon von selbst so weit es die Leine hergibt auf der anderen Seite von der Bushaltestelle. Gut – wir sind uns einig – ich seh schon. Ah und ich seh dann auch unmittelbar, was mein schwarzer Vierbeiner stattdessen sich als Ziel auserkoren hat. Ein Wagen mit der Aufschrift „Nachrichtentechnik“ steht ein bisschen weiter am Wegesrand. Und auf dem mittelgroßen Grünstreifen daneben liegen ein paar Kabel, die von einem Mann gerade auf alle vieren auf dem Boden kniend in einem Schacht etwas unterhalb der Straßenoberfläche angeschlossen werden. Alles was meinem Hund und mir von dem Mann entgegen lacht ist sein in Blaumann gehülltes Hinterteil. Naja es gibt schönere Anblicke so früh am morgen, aber Beau will, wie unter Hunden üblich erst einmal riechen mit wem oder was er es da zu tun hat. Ähhhhm gut dass der Mann so mit seinen Kabeln etc. beschäftigt ist, dass er nicht merkt, dass mein kontaktfreudiger Hund gerade voll ambitioniert an seinem Hinterteil riechen will. „Beau pfui“ sage ich und ziehe ihn mit der Leine weg. Ich nehm mir jetzt einfach mal die Freiheit heraus und entscheide für den Hund, dass das kein geeigneter Kontaktpartner für ihn ist.

Wir laufen weiter und es sind nur noch wenige Meter bis zum Haus. In Gedanken lass ich mir schon eine Chai Latte aus meiner Tassimo und höre den Hund fröhlich schmatzend sein Frühstück verspeisen, doch diese Gedankenwolke wird zäh zerstochen als mein Hausmitbewohner Mister G. uns entgegen kommt.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich in einem drei Partienhaus wohne. Im Erdgeschoss wohnt in einer Partie Miss F. Sie lebt dort alleine. Ihr Lebensgefährte und sie führen schon seit gut zehn Jahren eine Wochenendbeziehung. Unter der Woche sehen wir uns eigentlich selten, da sie meist nach ihrer Arbeit noch irgendwelche Vereinsaktivitäten oder sonstiges hat. An den Wochenenden sehen wir uns je nach dem wo sie und Mister E. es verbringen hin und wieder mal im Treppenflur oder sonstiges. Wir pflegen eigentlich ein gutes Nachbarschaftsverhältnis, von Anfang an. Miss F. kann mit Hunden aber so gar nichts anfangen, sind einfach nicht ihre Sache, aber das ist auch ok so. Beau soll ja nicht bei ihr wohnen, sondern wohnt bei mir.

Tja und dann wohnt in der anderen Hauspartie noch Familie G. Bestehend aus Miss G., Mister G. und Tochter Misses G. Sie kommen aus Russland (oder Kasachstan oder was auch immer). Auf alle Fälle russisch sprechend. Laut meinem Vermieter haben die auch schon in dem Haus gewohnt als dieser es von 13 Jahren gekauft hat. Nun ja Familie G. ist so eine Sache für sich. Misses G. geht glaube ich mit ihren mittlerweilen sicherlich zwanzig Jahren immer noch irgendwo zur Schule (ich bin da noch nicht so ganz dahinter gestiegen). Und Miss G. und Mister G. arbeiten beide nicht. Sie leben auf Staatskosten, bessern sich diese aber durch irgendwelche komischen Geschäfte regelmäßig auf. Dubios das Ganze – immer wieder! Aber es konnte bisher wohl noch nichts nachgewiesen werden. Auf alle Fälle pflegen Miss G. und Mister G. einen für Hausmitbewohner manchmal nicht sehr angenehmen Lebensstil. Diverse Wodkaparties mit unendlich lauter Musik, dann wird der Familienstellplatz der Familie G. in der Haustiefgarage immer wieder als Lagerplatz für die dubiosen Geschäfte benutzt. Und am liebsten ist es ihnen wenn alle genau das tun was sie wollen, aber sie tun nichts was in Deutschland üblicher Weise sich in einer Hausgemeinschaft ohne wenn und aber gehört. Aus denen bin ich bisher noch nie schlau geworden. Manchmal kriechen sie die mit ihren Worten so in den aller wertesten dass sie fast schon wieder zum Mund rauskommen und manchmal bedroht einen Mister G. in höchstem Maße.

Meine Wenigkeit wohnt im ersten Stock und zwar in der größten Wohnung im ganzen Haus. Ich habe das an Wohnfläche was Miss F. und Familie G. zusammen auf ihre beiden Partien verteilt haben. Ich bin auch froh, dass ich so mehr oder minder mein eigenes Stockwerk habe und mir auch keiner mehr wohnungstechnisch gesehen auf dem Kopf rumtanzt. Zwei Jahre wohne ich nun schon in diesem Haus. Damals bin ich mit meinem Hund Rambo hier eingezogen. Mein Vermieter mag Hunde. Er wohnt aber gut 25 km von hier weg. Damals beim Einzug hatte Familie G. auch noch einen Hund. Keine Ahnung was das für eine Promenadenmini Mischung war. Ich persönlich muss gestehen, dass ich so einen hässlichen Hund noch nie gesehen hatte. Er hatte richtig vorstehende Augen, einen nicht wirklich in der Proportion passenden Körper etc. Irgendwie war die Hündin eine Mischung aus aus Mops, Chihuahua und was weiß ich. Nun ja eigentlich tat sie mir leid. Denn von Familie G. hatte nie jemand Ambitionen mit ihr spazieren zu gehen. Außer hin und wieder die Eltern von Mister G., die auch hier in der Nachbarschaft wohnen. Dort verbrachte Hündin M. auch sehr viel Zeit. Irgendwie konnte Familie G. sich nicht damit anfreunden, dass man mit einem Hund einfach mehrere Male am Tag und eben auch schon früh morgens raus muss zum laufen. Und vor allen Dingen, dass ein Hund ein Lebewesen ist, mit dem man sich beschäftigen sollte. So kam es auch sehr häufig vor, dass M. allein zu Hause war weil Herrchen und Frauchen unterwegs waren. Das waren Bellkonzerte der feinsten Art hier im Haus. Unglaublich.

Rambo hingegen war von Anfang an entspannt und still. Miss F. merkte erst mal nach drei Monaten oder so, dass ich mit einem Hund hier eingezogen war. Und sie merkte es nur deshalb, weil sie uns im Treppenflur gesehen hatte als wir von unserer abendlichen Gassitour nach Hause kamen. Familie G. versuchte mir immer wieder ein Gespräch über meinen tollen Hund aufzudrängen und der Vater von Mister G. schoss den Vogel ab, als er mich eines Abends abpasste, ob ich ihm Rambo für 150 Euro hier und jetzt verkaufen würde, er hätte gerne einen größeren Hund und einen der horcht und ruhig ist. Das war ja nun mal wirklich der Knaller.

Nachdem mich Mister G. im Januar diesen Jahres bedroht hatte, er wäre mir ab sofort ein schlechter Nachbar, wenn ich ihm und seiner Familie immer alles versauen würde (sorry, aber die Hausparty, die er und seine Frau an Silvester geschmissen hatte, war unter alles Sau und unerträglich von der Lautstärke her bis früh morgens um sechs) und noch ein paar andere Dinge, gehe ich der Familie eigentlich grundsätzlich aus dem Weg. Er knallte mir damals (das war zwei Tage nachdem ich Rambo einschläfern musste) auch noch an den Kopf, dass er froh sei dass mein Hund nicht mehr da wäre, weil der nur Krach und Dreck gemacht hätte! Das war der Oberknaller! Wie dem auch sei, ich versuche diese Familie zu meiden. Die sollen ihr Ding machen, ich mache meins und ich weiß auch, dass unser Vermieter auf meiner Seite steht, weil seine Sympathien für Familie G. auch nicht so wirklich groß sind, er sie aber nicht so einfach aus der Wohnung schmeißen kann.

Tja und eben dieser Mister G. kreuzte nun Beau’s und meinen Morgenweg. Vor gute zwei Wochen sind mit Mister G. und seine Tochter Misses G. schon bei uns im Treppenflur begegnet, als ich Beau auf dem Arm tragend nach unten befördert habe. Beide hatten sich auf ihn gestürzt, was das denn für ein toller uns süßer Kollege wäre. Mister G. fing dann noch an scheinheilig zu fragen wo denn Rambo wäre….Wohl gemerkt hatte er mir zwei Tage nach Rambos Ableben an den Kopf geworfen, dass er froh sei, dass er weg wäre! Er wollte auch gleich noch weiter wissen, ob das wirklich ein reinrassiger Hund wäre, was der gekostet hätte, wie groß der mal werden würde und dann schickte er noch gleich mit an, dass ihm so einer mehr als gefallen würde. Bei mir gingen gleich mal Alarmglocken an! Wehe Mister G. spielt auch nur einmal mit dem Gedanken er könnte mir Beau „entwenden“. Sorry, aber ihm trau ich gelegentlich selbst solche Dinge zu.

Naaa prima denk ich mir also. Beau, der die ganze Vorgeschichte ja nicht kennt läuft natürlich schwanzwedelnd auf ihn zu und umgarnt ihn. (Ich notiere mir innerlich auf mein „ToDo Liste“ dass ich Beau mal eindringlichst darüber aufklären muss, dass er wirklich viele Leute auf dieser Welt mögen kann, aber Familie G. gehört definitiv nicht dazu!) Mister G. streichelt und herzt ihn sofort und fragt mich auch prompt ob ich mit ihm schon beim impfen gewesen wäre. Hä?! Was denkt der denn? Dass ich das noch nicht gemacht hätte? Ich sage ihm dass ich das natürlich schon gemacht hätte (mehrfach) und dass jetzt kommende Woche Freitag der letzte Termin zur Grundimmunisierung anstehen würde. Zu welchem Tierarzt ich gehe, will er noch wissen. „Nach Albstadt“ sage ich kurz und knapp. Daraufhin klugscheißert er „Du musst nach Meßkirch, der ist tip top, hier in Sigmaringen findest du keinen guten“. Des weiteren fügt er an, dass Familie G. mit ihrer Hündin, die Mitte letzten Jahres an nem Herzstillstand gestorben ist mit acht Jahren (ich persönlich sage die Ursache war übelste Verfettung, ich hatte noch nie wirklich die Beine der Dame gesehen), auch immer dort gewesen wäre. „Aha“ entfährt es mir noch und ich ziehe Beau mit der Leine weg und weiter. Einen schönen Tag wünscht mir Mister G. noch, wobei ich auf solche Wünsche von ihm nichts mehr gebe. Das kann sich immer jede Sekunde bei ihm ändern.

Hinein ins Treppenhaus und hinauf in die Wohnung – also bei einem bin ich mir sicher – solche Morgenrunden wie heute brauch ich nicht unbedingt öfters. Es gibt schöneres – bei weitem. Z.B. eine Chai Latte für mich und Fressen für Beau. Wir frühstücken jetzt erst einmal…. Schönen Vormittag noch.