Parkgeschichten….

Bei Beau ist der Zahnwechsel gestartet und am Wochenende hat ihn schon vier Mal die Zahnfee besucht. Er kann gerade nicht mehr richtig manches Spielzeug ins Maul nehmen, weil das einfach weh tut und wenn er was zum kauen nimmt muss das hart sein, damit sich die noch vorhandenen Welpenzähne lösen bzw. lockern.  Entsprechend dem ist Beau auch ein bisschen unleidig manchmal. Damit es für Beau nicht zu eintönig wird und er auch ab und an einfach in neue Situationen kommt und abgelenkt, unternehme ich manchmal einfach ein paar Ausflüge mit ihm in etwas belebtere Spaziergegenden. Tja und so heute auch wieder. Es wird Zeit dass der kleine Mann ein bisschen auf andere Gedanken kommt und den Druck der nachkommenden Zähne im Unterkiefer zumindest mal für kurze Zeit vergessen kann.

Ich beschließe also mit ihm den Nachmittagsspaziergang in die Stadt, bzw. im dort gelegenen Prinzengarten zu machen. Der Postbote hatte mir am Samstag eine Benachrichtigung in den Briefkasten geworfen, dass ein Paket für mich auf der Postfiliale zur Abholung liegt und so kann ich das mit dem Stadtbesuch doch direkt gleich mal verbinden. Gesagt getan. Ich verlade den kleinen Mann (nun ja mittlerweile bei stolzen 15 kg und 43 cm Schulterhöhe) ins Auto und los gehts Richtung Sigmaringen Downtown. Mal schauen was dort so los ist. In der Stadt wird gerade viele umgebaut, da hier nächstes Jahr die Gartenschau stattfindet und so ist Verkehrschaos gerade immer vorprogrammiert. Wir kommen Gott sei Dank trotzdem recht zügig im Parkhaus an, welches direkt neben dem Prinzengarten liegt. Um die Uhrzeit (16:30 rum) ist mehr oder minder Rushhour in der Stadt. Viele Autos, viele Leute und selbst im Prinzengarten ist nicht wenig los, da dieser in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegt und viele Leute durch den Park in Richtung Stadtmitte, bzw. Fußgänger Zone schlendern. Der Park verzweigt sich in mehrere Wege und ich laufe mit Beau in Richtung „Abzweigung 2“ Richtung Wasser Springbrunnen, und großen Parkwiesen. Dort ist es für Hunde wirklich schön zu laufen. Und vor allen Dingen sitzen da zwar immer mal wieder Leute an der Seite auf der Bank, aber es hat lange nicht so viel „Laufverkehr“ wie auf Abzweigung 1 entlang der Bahnhofstraße.

Beau freut sich sichtlich mal wieder im Park zu sein. Es ist quasi wie ein riesen Nachrichten Umschlage Platz für ihn. Keine Ahnung wie viele Leute da pro Tag mit Hund durchlaufen oder durch schlendern. Auf alle Fälle scheint es einige Neuigkeiten zu geben und er ist fleißig mit Schnüffeln beschäftigt. Was mir aber schon sehr entgegen kommt, bzw. auffällt ist, dass mein kleiner Begleiter so langsam immer mehr und besser verstanden hat, dass man mit ziehen und Rennen an der Leine keinen Schritt vorwärts kommt, da das Frauchen dann prompt stehen bleibt und in ganz krassen Fällen einfach die Laufrichtung ändert. So schlendern wir also mit kurzen Schnüffelstehpausen durch den Park und ich sehe schon in eine Ferne von ca. 150 Metern eine Frau mit einem Hund entgegen kommen. Keine Ahnung was für eine Rasse (längeres Zottelfell und in Beaus Höhe). Ich beschließe die Gelegenheit gleich mal beim Schopfe zu packen, zücke ein Leckerlie aus der Jackentasche, rufe Beau kurz zu mir ran und mache ihm mit einem unmittelbaren „Fuß“ klar, dass er jetzt wirklich neben mir bei Fuß zu laufen hat. Das Leckerlie halte ich als Ansporn mich quasi während dem Laufen auch anzuhimmeln und alles andere was drum herum passiert, zu ignorieren, in meiner Hand Höhe Hosentasche. Wunderbar macht das Beau. Mit überschwenglichem Loben während dem Laufen („ja fein machst du das“, „so ist’s prima“) und dem anschließenden Leckerchen nähern Beau und ich uns der Frau mit ihrem Hund an. Beau nimmt Notiz von dem Hund und ich lass ihn erst einmal absetzen. Ich entscheide mit wem er kommunizieren und spielen darf und mit wem nicht.

Ich komme mit der Frau kurz ins Gespräch und sie sagt zu mir, was ich doch für einen wirklich ausgesprochen wunderschönen Hund hätte. Ja, denke ich so bei mir, mein Beau ist ein wirklicher Beau. Sie erzählt mir, dass ihr Rüde 20 Monate alt sei und ich merke, dass zwischen S. und Beau die Sympathien beiderseits bestehen. Wieso also nicht spielen lassen. Die Frau und ich einigen uns darauf die beiden jungen Herren von den Leinen los zu machen.Und schwupps und juhuuuu toben die beide über die Parkwiese. Wirklich herrlich zu zu schauen. Sie wechseln sich sichtlich in der Überlegen/Unterlegen Rolle ab, jeder Hund darf also quasi mal der Stärkere sein, sie rennen und balgen über das Grün und haben wirklich sichtlich Spaß. Für mich schön zu sehen, dass Beau mit dem andersrassigen Artgenossen super spielt und sich sehr gut versteht. Bisher hatte er leider noch nicht so wirklich die Gelegenheit dazu. Meist ist er von Labradors umgeben.

Nach zehn Minuten beschließen die Frau und ich, dass nun jeder seines Weges weiter geht und wir die Hunde wieder zu uns rufen und anleinen. Ha – wieder ne gute Übungssituation für mich. Beau unter höchster Ablenkung zu mir zu rufen. Naja besser zu pfeifen. Ich arbeite mit ihm fürs kommen hauptsächlich mit dem Hier Pfiff. Ich zücke also meine Pfeife. Tüt – Tüt. Beau hält inne und ist ersichtlich kurz im Gewissenskonflikt ob er jetzt weiterspielen oder zu mir kommen soll. Er entscheidet sich dann aber für zweiteres und rennt erhobenen Schwanzes und mit fliegenden Ohren auf mich zu. Ich leine ihn an und fertig ist das Spielgeschehen.

Die Frau hingegen sieht etwas verzweifelt aus. Sie steht mitten auf der Wiese mit dem Halsband und der Leine (nun ja Leine kann man es nicht nennen, eher sehr langer Schnürsenkel) in der Hand und schreit nun glaub ich schon zum 10ten Mal „S….Hiiiiiiiieeeeerrr“ Doch der Hund denkt nicht daran. Er bleibt kurz stehen, schaut sich sein Frauchen an, dreht sich weg und rennt und tobt alleine über die Wiese weiter. Hmmmm, verrückte Welt. Nun ja ich muss gestehen, ich war auch etwas überrascht, aber gerade deshalb auch umso erfreuter, dass Beau direkt beim ersten Pfiff kam. Unter höchster Ablenkung gehorchen ist noch nicht ganz so seine Stärke. Aber er ist ja halt auch noch wirklich arg jung.

Ich sage zu der Frau ob sie ihn nicht mit Leckerlies locken kann. Sie sagt zu mir, dass das an sich schon gehen würde, sie aber keine dabei hätte. Also versuche ich mein Glück. Ich drücke der Dame Beaus Leine in die Hand, der setzt sich hin und schaut mir nach. Ich gehe mit einem Berg von Leckerlies auf der Hand auf die Wiese, gehe in die Hocke und rufe nach S. Er schaut mich an und fixiert dann ganz genau meine Hand. Tja und siehe da – er kommt angetrabt. Ich gebe ihm ein Leckerlie und ehe ich mich versehen kann ist der gute S. auch schon wieder weggerannt. Alles nicht so einfach wenn er nicht mal mehr ein Halsband um hat.

So wie es aussieht hat er den Braten gerochen und kommt jetzt selbst nicht einmal mehr mit einem riesen Berg voll Leckerlie in der Hand an. Stattdessen sieht er einen anderen Retriever, rennt über die riesen Wiese direkt zu ihm hin. Seine Besitzerin steht immer noch völlig verzweifelt neben mir und sagt, dass der Hund einfach nie nicht hören würde. Besonders dann, wenn ihr Vetter auf den Hund aufgepasst hätte, wenn sie arbeiten ist, sei das enorm schlimm, weil der Hund da komplette Narrenfreiheit hätte. Das ist natürlich nicht so produktiv, denke ich mir, sage es aber nicht. Die Frau bedankt sich für das nette Gespräch, für das tolle Spielen der Hunde und rennt über die Wiese ihrem Hund hinter her. Ich laufe mit Beau dann auch mal schnell weiter. Nicht dass der auch noch auf den Gedanken kommt über die Wiese rennen und an der Leine ziehen zu wollen. Bisher läuft der Spaziergang und die Übungen so gut, dass ich das jetzt nicht mit einem „Misserfolg“ vermiesen möchte.

Nach ein paar weiteren Metern drehe ich mit Beau dann so langsam wieder um. Beim Spielen ist er ja schon so viel gerannt etc. und dann muss ich nicht auch noch ewigst mit ihm laufen. Ist für die Knochen und Gelenke nicht das Beste. Auf dem Rückweg sehe ich dann auf Abzweigung 3 wie die Dame ihren Hund S. wohl wieder eingefangen bekommen hat. Ihre vorhin noch so perfekt sitzende Frisur, so wie der teure Mantel den sie anhatte, sehen nicht mehr so ganz geordnet aus und ich sehe wie ihre Mundwinkel sich ständig bewegen. Wahrscheinlich bekommt S. gerade noch eine Standpauke verpasst. Beau und ich laufen in Richtung Parkhaus zum Auto. Ich lasse ihn noch ein Stück ohne Leine laufen. damit er noch einmal die ganzen Hundetelegramme lesen kann. Außerdem üben wir noch ein bisschen „Fuß“ laufen ohne Leine. Klappt auch prima.

Am Auto angekommen sieht man Beau an, dass er Spass hatte, entspannt ist und bereit für sein spätes Nachmittagsschläfchen. Also hinein ins Auto und ab nach Hause. Dort teilen wir uns noch eine Banane, er legt sich hin und ich lass mich vom Fernseher berieseln. Herrlich und abwechslungsreich so ein Parkbesuch…werden wir sicherlich bald wieder machen…..